Mit Abitur hinaus ins Leben
Abitur – ein großes Ziel, ein großes Wort. Der Begriff leitet sich vom lateinischen „abiturus“ ab und bedeutet so viel wie „der, der weggehen wird“. Dieses Weggehen, dieses Hinausziehen in eine Welt voller Möglichkeiten, Überraschungen und Herausforderungen stand während der Abigala in der Weinbrennerhalle in Untermünkheim immer wieder im Zentrum. Dass diese Welt, sei es durch politische, gesellschaftliche oder technische Umbrüche einem permanenten Wandel unterworfen sei, betonte Schulleiter Klaus Blum in seiner Begrüßungsrede. Die Aufgabe der frisch gebackenen Abiturienten sei es daher „mit dieser Entwicklung umzugehen, kritisch zu bleiben“ und sich (auch in einer ungewissen Zukunft) nicht von den momentan hoch im Kurs stehenden Formen der Künstliche Intelligenz fremdsteuern zu lassen. Geübt seien die jungen Erwachsenen mit solchen Anforderungen allemal, habe der Umgang mit den Corona-Beschränkungen und die neue schulische Profilausrichtung ab Klasse elf doch immer wieder eine Neuorientierung notwendig gemacht.
Im Anschluss führte Abteilungsleiter Thomas Fuß mit viel Witz und Esprit durch den offiziellen Teil des Abends. Höhepunkt war natürlich die Übergabe der lang ersehnten und fleißig erarbeiteten Abiturzeugnisse. 64 Absolventen des Biotechnologischen, Ernährungswissenschaftlichen und Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums durften sich über die Bescheinigung des höchsten deutschen Bildungsabschlusses freuen. Und das mit viel Erfolg: Insgesamt konnte Thomas Fuß dreizehn stolzen Gesichtern eine Belobigung oder einen Preis übergeben, drei davon mit einem Gesamtschnitt von 1,0. Besonderes i-Tüpfelchen dabei: Elf der ausgezeichneten Schülerinnen und Schüler kamen aus der hauseigenen Bildungsschmiede des sechsjährigen Gymnasiums (6ESG).
Mit Spannung wurde auch die Übergabe der Fachpreise erwartet. Für hervorragende Zensuren im Profilfach Biotechnologie erhielt Simon Weipert von Fachlehrerin Elisabeth Fuß den Biotechnologie-Preis der Chemie.BW. Ebenfalls an Simon Weipert ging der Chemie-Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker, über den sich des weiteren Laura Schüttler und Shirin Ensinger freuen durften. An Lena Sieland, die mit einem errechneten Schnitt von 0,8 die höchste Punktzahl des Jahrgangs erreicht hatte, gingen gleich drei Preise: der Preis der Englischfachschaft, der Preis im Bereich Wirtschaftslehre sowie der Kofrányi-Preis für herausragende Ergebnisse im Fach Ernährungslehre und Chemie. Mit dem GGK-Preis von der Landeszentrale für politische Bildung wurde Marie Luise Horlacher geehrt, die ebenfalls ihr Abitur mit einem Schnitt von 1,0 abschloss. Lilli Rößler erhielt den Paul-Schempp-Preis für besonders lobenswerte Leistungen im Fach Religion. Neben Lena Sieland durfte auch Freya Bieg drei Preise entgegennehmen: den Preis des Historischen Vereins für Württembergisch-Franken zur Anerkennung besonders lobenswerter Leistungen im Fach Geschichte mit Gemeinschaftskunde sowie den Preis der Heidehof-Stiftung, der die herausragendste Kompetenz im Fach Pädagogik und Psychologie belohnt. Der prestigeträchtige Scheffelpreis für die beste Gesamtleistung im Fach Deutsch ging ebenfalls an die 1,0-Abiturientin.
Sichtlich gerührt dankte Freya in ihrer Abschlussrede allen Lehrern, Familien und Freunden für deren Unterstützung. Nach 4675 Tagen auf dem Weg zum Abitur sei es ein besonderes „Gefühl von Freiheit“, das sie heute erlebten. Sie alle stünden nun an einer „Wegkreuzung mit verschiedenen Wegweisern, die alle Unterschiedliches versprechen.“ Die sich bietenden Chancen mit Verantwortung zu beschreiten und den Weggang von der Schule als Chance zu begreifen, wünschte sie allen ihren Mitschülern.
Mit der Scheffelpreisrede war der Übergang zu dem von den Abiturienten vorbereiteten Programmteil geebnet. Mit Unterstützung von Oberstudienrätin Constanze Haas hatten die jungen Erwachsenen nach den Prüfungen noch in Windeseile einen Chor auf die Beine gestellt, und ließen in der Musik ihren Emotionen freien Lauf. Der gewählte Song von „WIER“ griff abermals die Metapher des nun freien Weges auf, der alle Träume und Möglichkeiten greifbar zu machen scheint: „Kein Weg ist zu weit und nichts zu hoch. Jeder von uns zeigt doch sowieso the best of us.“
Nachdem das Kollegium mit Geschenkkörben, Dankesworten und Blumen gewürdigt worden war, hieß es im übertragenen Sinne zurück auf die Schulbank und zeigen, was so an Fach- und Allgemeinwissen im Lehrkörper steckte. Das Zuordnen berühmter Zitate, das Aufsagen der Mitternachtsformel oder das Bestimmen chemischer Gleichungen erledigte das Kollegium mit beflissener Souveränität, auch wenn die ein oder andere fachfremde Aufgabe kleine Hilfestellungen nötig machte; ganz nach Schülermanier eben. Auch das Zuordnen von Kinderbildern zu den jetzigen AbsolventInnen trieb so manche Schweißperle auf die Stirn. Ein bisschen Humor und Nervenstärke mussten die Lehrer auch bei einem Kurzfilm unter Beweis stellen, in dem die Schüler in die Rollen der Lehrerkräfte schlüpften und deren Eigenheiten in überspitzten schulischen Situationen parodierten. Kurz nach Mitternacht trennten sich schließlich die ersten Wege; nicht nur die zwischen den Schülern und der Sibilla-Egen-Schule, sondern auch die unter den Absolventen, für die der Weg des Lebens nun unterschiedliche Richtungen bereithält.
Die Sibilla-Egen-Schule gratuliert all ihren Abiturientinnen und Abiturienten und wünscht ihnen alles Gute auf ihrem Gang hinaus in die Zukunft.
Bericht: Katharina Link