Schülerstimmen zum Fernlernen
Fernunterricht sorgt für gemischte Gefühle
Seit der Wiederaufnahme des Unterrichts im Januar diesen Jahres stehen für die Schulen erneut Fernlerneinheiten jeglicher Art auf dem Plan: es wird gemoodlet, was das Zeug hält, Video-gechattet, Laptops wurden an die Schüler ausgegeben und Briefe mit Lernmaterialien verschickt. Das ist nicht nur für Jugendliche und Eltern eine noch immer ungewohnte Situation, auch die Lehrkräfte stehen täglich vor der Herausforderung, ihre Kreativität und Ausdauer im Online-Klassenzimmer unter Beweis zu stellen.
Doch was bedeuten Corona und die derzeitigen Lernmethoden eigentlich für die Schülerinnen und Schüler? Besteht Erleichterung, weil der Gang zur Schule wegfällt und ein bequemeres Leben locken könnte, oder machen sich durch das digitale Lernen doch vielmehr Ernüchterung und Stress breit?
An unserer Schule nutzen wir BigBlueButton-Konferenzen. Diese finden zu den regulären Unterrichtszeiten statt. In der Theorie mag das effektiv klingen, doch in der Praxis sitze ich den ganzen Tag am Schreibtisch, bearbeite "Hausaufgaben" und im Endeffekt ist die investierte Zeit weniger produktiv, da ich zu Hause länger brauche als in der Schule. Außerdem vermisse ich den persönlichen Kontakt zu meinen Mitschülern.
Positive Aspekte des Homeschooling für mich sind lediglich die nicht stattfindenden Klassenarbeiten und der kurze Weg zum Mittagessen.
(Luise, 16, 6ESG10)
Ich bin Sulaiman aus dem Irak und ich lebe seit einem Jahr in Deutschland.
Ich bin in der Klasse VABO an der Sibilla-Egen-Schule. Ich habe gerade viel Online-Unterricht, das ist sehr schwer für mich. Unsere Lehrerin hat uns auch einen Reader mit Übungsblättern geschickt. Seit ich in Deutschland bin, bin ich insgesamt 3 Monate in die Schule gegangen, sonst hatte ich keine Schule wegen dem Coronavirus.
(Sulaiman, 16, VABO)
Wir haben von der Schule einen Laptop ausgeliehen bekommen, wir arbeiten per E-Mail oder bekommen auch Blätter per Post.
Ich komme eigentlich momentan echt gut zurecht, nur manchmal ist es etwas schwierig, da ich nur per Mail arbeite und falls ich Fragen habe, ist das ein bisschen kompliziert.
Natürlich gibt es auch viele Vorteile, z.B. ist man zu Hause im Warmen, und man kann auch ein bisschen später aufstehen. Zudem lernt man auch mehr Selbstständigkeit.
Ich vermisse die ganzen Aktivitäten und das Einkaufen oder Busfahren ohne Masken.
Auch bin ich etwas nervös wegen den Prüfungen, da wieder alles so kompliziert abläuft und ich einfach Angst habe, dass ich vieles nicht schaffe.
Ich hoffe, ich kann bald wieder normal in die Schule gehen.
(Maria, 16, AVdual)
Für mich als Abschlussschülerin ist der Schulausfall aufgrund der Coronapandemie alles andere als erfreulich. Die meisten Lehrer*innen haben inzwischen einen Plan entwickelt, um das Fernlernen durch Konferenzen, Lernvideos, etc. möglichst erfolgreich zu gestalten. Dies war zu Beginn des Schuljahrs noch anders. Als ich in Quarantäne musste, war die Organisation des Fernlernunterrichts für Quarantäneschüler*innen noch nicht geregelt. Letztendlich habe ich aber immer noch das Gefühl, dass uns trotz der ganzen Bemühungen und Verbesserungen, bestimmtes Wissen nicht vermittelt werden kann. Beispielsweise Diskussionen und Gespräche sind meiner Meinung nach online nur schwer umsetzbar.
(Paula, 18, SG13)
Corona – endlich keine Schule? Ein Gedanke, den anfangs sicherlich viele Schüler hatten. Mittlerweile steht für die meisten von ihnen, mich eingeschlossen, Online-Unterricht auf der Tagesordnung. Eine Umstellung, die uns allen viel abverlangt. Das Lernen wird computerlastig, die gewohnte persönliche Interaktion mit Lehrern und Mitschülern fehlt größtenteils. Auch die technische Komponente bereitet Schwierigkeiten, so sind Konferenzprogramme überlastet und nicht jeder Schüler hat das benötigte Equipment. Alles in allem hoffe ich, dass wir bald zum normalen Schulalltag zurückkehren können.
(Dorian, 16, EG11)
Das Homeschooling geht eigentlich sehr gut voran, aber ich bin überfordert mit den vielen Aufgaben.
Ich habe oft keinen Überblick mehr über meine Aufgaben. Sie zu erledigen kostet mich sehr viel Zeit und ich kann, nachdem ich meine Aufgaben erledigt habe, nicht mal mehr was Kleines unternehmen, weil meine Busverbindung sehr schlecht ist.
Generell merke ich, dass mich der Lockdown belastet und dass ich überfordert bin.
Ich wohne außerhalb von SHA, es ist ein kleines Dorf und dort gibt es gar nichts, was Jugendliche angeht, und ich habe dort auch keine Freunde, mit denen ich was machen kann.
Ich versuche aber dennoch das Beste daraus zu machen, denn ich lasse mich nicht so leicht unterkriegen.
(Pia, 15, 2BFH1)