Ein Hauch spanische Kinoluft
Spanische Kultur, lateinamerikanisches Temperament, thematischer Tiefgang – so bewerben die Veranstalter die Filmtage des cine latino. Nach Monaten, ja sogar Jahren, pandemiebedingter Aussetzungen von nahezu jeder Art außerunterrichtlicher Veranstaltungen machte sich unter den Schülerinnen und Schülern ein regelrechtes Aufatmen angesichts einer endlich wieder stattfindenden Schulunternehmung statt. Zumal es sich dabei um eine Exkursion handelte, die es ermöglichte, die theoretisch erworbenen Lerninhalte direkt in der Praxis zu erproben.
Das cine latino ist seit 1992 eines der traditionsreichsten Filmfestivals aus Tübingen. Jedes Jahr wird dabei ein neuer Länderschwerpunkt gesetzt, der durch aktuelle Filmproduktionen Teile der spanischen bzw. lateinamerikanischen Kultur beleuchtet. Für die Schülerinnen und Schüler ist es damit jährlich die ideale Möglichkeit, sich mit der spanischen Sprache einmal außerhalb des Klassenzimmers zu befassen und möglichst authentisch in aktuelle Themen der spanischsprachigen Welt einzutauchen.
Der besuchte Film „Mía y Moi“, der 2021 in Katalonien gedreht wurde, thematisiert den Umgang zweier Geschwister mit dem kürzlich stattgefundenen Tod ihrer Mutter. Auf einer abgelegenen Finca versuchen die beiden den Verlust zu verarbeiten, die der gemeinsamen Erinnerung zugedachten Tage nehmen aber eine dramatische Wendung.
Was den Kinobesuch zu einem ganz besonderen Erlebnis machte, war, dass die 35-jährige Hauptdarstellerin Bruna Cusí zur Filmaufführung eingeladen worden war und den jungen Zuschauern im Anschluss für Fragen und einen Meinungsaustausch zur Verfügung stand. Wenn der Independent-Film bei den Schülerinnen und Schülern auch gemischte Gefühle auslöste, so wurde dies durch die Faszination des direkten Kontakts zur mit der Goya-prämierten Schauspielerin wieder aufgehoben. Und da die Schwäbisch Haller Jugendlichen an diesem Tag die einzigen Kinogäste waren, fiel diese Begegnung sehr nah und unmittelbar aus. Im persönlichen Gespräch konnte so manche Frage zur Filmthematik noch geklärt sowie lebendige Einblicke in die Welt des Films gewährt werden: Was hat den komplexen Charakter Moi in seinem Handeln geprägt? Was war für Cusí der emotional schwierigste Moment beim Dreh? Und wie war das Verhältnis unter den Darstellern?
Ganz im Sinne des südländischen Lebensgefühls, das wie kaum ein anderes den Genuss im Leben in den Vordergrund stellt, wurde das Event durch einen gemeinsamen Restaurantbesuch beim Stuttgarter Mexikaner abgerundet. Nach tapas, burritos und mole sowie natürlich etwas Zeit, die Landeshauptstadt noch auf eigene Faust zu erkunden, trat die Schulgruppe mit ihren Spanischlehrerinnen Adelheid Balzer und Katharina Link am Abend den Heimweg an.
Bericht: Katharina Link