Keine Chance für Cybermobbing
Schülerinnen und Schüler der Sibilla-Egen-Schule machen sich gegen Cybermobbing stark und erwerben durch Projektarbeit das Zertifikat „Schule gegen Cybermobbing“
Subtile Beleidigungen. Provokationen. Entwertende Bild-Postings. Hasskommentare. Drohungen. In einer Welt, in der ein Großteil der Kommunikationen über digitale Plattformen und soziale Netzwerke wie WhatsApp oder Instagram stattfindet, wird es zunehmend einfacher, unter dem Deckmantel der Anonymität Andersdenkende zu beleidigen, bloßzustellen oder sogar zu bedrohen. Nicht bei uns und vor allem nicht mit uns! – das stand für die damaligen Neuntklässler des 6-jährigen Beruflichen Gymnasiums "Ernährung, Soziales und Gesundheit" außer Frage. Zusammen mit der Präventionsbeauftragten Elisabeth Jakobs und ihrer Deutschlehrerin Claudia Braun nahmen die Jugendlichen deshalb unter Anleitung des Bündnisses gegen Cybermobbing ab März 2020 am Präventionsprogramm „Wir alle gegen Cybermobbing“ teil.
In Vorbereitung auf das Projekt wurden zunächst die Lehrkräfte und Schulsozialarbeiterinnen für die Thematik sensibilisiert und über neuere Bereiche und Ausprägungen von Mobbing im Netz aufgeklärt. Im Fokus standen daran anschließend natürlich die Schülerinnen und Schüler und es wurde schnell deutlich: Cybermobbing - ein längst ausgelutschtes Thema? Fehlanzeige! In Dreier- und Vierergruppen diskutierten die Schülerinnen und Schüler Fragen zu verschiedenen Mobbingformen im Netz, reflektierten deren Ursachen, Auslöser und Auswirkungen und setzten sich mit Hilfestellungen für Betroffene auseinander. Es stellte sich heraus, dass gemeinhin bekannte Eckpfeiler zum Thema Mobbing mit den aktuellen Entwicklungen, in denen durch Homeschooling ein noch größerer Teil des sozialen Lebens ins Internet verlagert wurde, nicht mehr mithalten. Der im Jahr 2020 veröffentlichten Studie „Cyberlife III - Cybermobbing bei Schülerinnen und Schülern“ zufolge ist heutzutage jeder sechste Schüler Anfeindungen im Netz ausgesetzt, Tendenz steigend. Eine besondere Problematik liegt dabei in der rasanten Verbreitung der diskriminierenden Inhalte und der oftmals nicht nachvollziehbaren Täterschaft.
Diese und weitere Arbeitsergebnisse der Klasse wurden in einer gemeinsamen PowerPoint-Präsentation gebündelt, die in einer anschließenden Informationsveranstaltung für die Eltern vorgetragen werden sollte. Allerdings machten die wiederholt durch die Pandemie notwendig gewordenen Verlagerungen ins Home-Schooling dem Projektverlauf immer wieder einen Strich durch die Rechnung, weshalb nicht nur verschiedene Erarbeitungsphasen, sondern auch die Projektvorstellung am Ende per Videokonferenz durchgeführt werden mussten. Somit wurde, im Grunde passend zum Thema, die Präsenz digitalen Miteinanders einmal mehr spürbar und die unmittelbare Notwendigkeit adäquaten Handelns in diesem Online-Lebensraum erkennbar.
Fast eineinhalb Jahre später, im Juli 2021, kam das Präventionsprojekt mit der Zertifikatsübergabe zum Abschluss. Dieses bescheinigt die erfolgreiche Teilnahme am Präventionsprogramm und wurde von Herrn Fabian Herr vom Bündnis gegen Cybermobbing und Herrn Viktor Schmidt von der Sparda-Bank als Kooperationspartner überreicht. Die Sibilla-Egen-Schule darf sich damit von nun an als zertifizierte „Schule gegen Cybermobbing“ bezeichnen, was nicht nur die inzwischen pensionierte Schulleiterin Marliese Hanschke mit Stolz erfüllte, sondern auch die Schülerinnen und Schüler sichtlich freute. Dass so ein Projekt natürlich von persönlichem Nutzen ist, jedoch vor allem auch verantwortungsvolles Handeln gegenüber Dritten ermöglicht, war den Klassensprechern Arthur Wiebe und Fabian Seeger bei der Verleihung ein besonderes Anliegen: „Die Projektarbeit hat uns auf jeden Fall für unser Leben weitergebracht und jetzt können wir Leute, die cybergemobbt werden, unterstützen. Wir denken, dass es ein Thema ist, mit dem sich auf jeden Fall jeder befassen sollte.“ In diesem Sinne wird das Projekt ab Oktober des laufenden Schuljahres, abermals in Zusammenarbeit mit dem Bündnis gegen Cybermobbing, auch in anderen Klassen an der Sibilla-Egen-Schule realisiert werden. Denn wenn für die Jugendlichen am Ende des Projekts eines unbestreitbar war, dann dies: Cybermobbing ist eine Straftat und fortlaufende Aufklärung der Schlüssel zur Prävention!
Bericht: Katharina Link