Mit Tricks und Tipps gegen Fake und Hass
Eine Welt, die auf die heutige Jugend eine Anziehungskraft wie kaum eine andere ausübt, ist die des Internets und die damit einhergehenden scheinbar endlosen Möglichkeiten. Ein paar Klicks und schon hat man das neueste angesagte Produkt, ist mit den coolsten Leuten vernetzt oder wird durch angesagte Plattformen wie TikTok oder youtube über Nacht gar selbst zum gefeierten Star. So könnte es doch laufen! Dass mit dem glamourösen Onlineuniversum auch gewisse Gefahren einhergehen, wird dabei oftmals unterschätzt oder ist im Gegensatz dazu schon zur traurigen Erfahrung vieler Jugendlichen geworden.
Um ihre Schülerinnen und Schüler im umsichtigen Umgang mit sozialen Netzwerken zu fördern, lud die Präventionsbeauftragte Elisabeth Jakobs deshalb den Zauberkünstler und Influencer Alexander Straub an die Sibilla-Egen-Schule ein. Straub unterstützt in dieser Rolle seit einigen Jahren die Sensibilisierungskampagne des Landes Baden-Württemberg „BITTE WAS?! Kontern gegen Fake & Hass“, die sich für eine bessere Netzkultur einsetzt. Für die Schule ist der Youtuber bei Weitem kein Unbekannter, absolvierte er 2014 doch selbst sein Abitur in den Räumlichkeiten des Hauswirtschaftlichen Gymnasiums, bevor es dann Richtung Las Vegas in die große weite Welt hinausging.
In seinem Vortrag „Leben mit Social Media – Hate, Fake News, Erfolg, Geld“ wies der junge Magier auf Gefahren wie Hasskommentare, die rasend schnelle Verbreitung von Fehlinformationen oder auch verdeckte Verkaufs- und Marketingstrategien hin, mit denen so mancher Influencer versucht, seine meist jungen Follower zu ködern. Wichtig sei laut Alexander Straub daher, sich für das Hinterfragen von Internetinhalten zu sensibilisieren und gezielte Werbeinhalte von echten Informationen unterscheiden zu lernen. Dass es aber keineswegs immer ganz leicht ist, sich dem Sog der Social-Media-Welt zu entziehen, weiß der Youtuber aus eigener Erfahrung und schafft es dadurch ohne lehrenden Zeigefinger besonders glaubhaft, die Jugendlichen in ihrer Lebenswelt zu erreichen. Durch jedes angeklickte Video, jedes erhaltene Like würden im Betreiber des Kanals Glücksgefühle ausgelöst, die nicht zwangsläufig zur Zufriedenheit, sondern eher zu einem suchtartigen Rennen um die Likes führten; denn werde die Seite, auf der man seine Inhalte präsentiert, nicht mehr aufgerufen, schwinde gefühlt auch schlagartig die eigene Relevanz. Das größte Problem, das auch so manchem Schüler der Runde nicht fremd war, ist aber die Reaktion auf beleidigende, demütigende oder diskreditierende Kommentare. Diese seien vor allem deshalb so gefährlich, da der Mensch bedauerlicherweise dazu tendiere, sich am Negativen besonders lange aufzuhalten. Alexander Straubs Rat ist dabei ganz klar: „Man sollte nicht glauben, solche Konflikte allein austragen zu können, denn da ist man ganz schnell in einem Kampf, den man nicht gewinnen kann. Hasskommentare sind vergleichbar mit einem Schneeballeffekt: Einer fängt an und viele ziehen nach und so schaukelt sich das hoch. Am besten sollten solche Beiträge umgehend gelöscht oder gemeldet werden.“
Diese und andere Informationen erhielten bei den Schülerinnen und Schülern des sechsjährigen Gymnasiums reges Gehör und das hatte nicht nur damit zu tun, dass Straubs Präsentation durch seine eigenen Erfahrungen besonders authentisch war. Mit seiner energiegeladenen, fröhlichen, spontanen und schlagfertigen Art riss der charismatische Magier das jugendliche Publikum von Anfang an mit und band sie während seines Beitrags permanent ein. Dabei durften die mit heimlicher Spannung erwarteten und erhofften Zaubertricks natürlich nicht fehlen. Alexander Straub stellte seine ausgeprägte Fingerfertigkeit im Umgang mit Karten unter Beweis, ließ verschwundene Buchseiten wieder auftauchen und Lebkuchenherzen mit von den Schülern spontan ausgewählten Sprüchen in Sekundenschnelle bedrucken. Die perfekte Illusion – oder vielleicht doch Magie? Spätestens hier wurde auch klar, warum Alexander Straub im Netz seit langem so erfolgreich ist, und es auch bleibt: Dauerhafte Präsenz bedarf wesentlich mehr als ein bisschen Hipp-Sein und das Aufgreifen von Trends. Gebannt von der Energie Straubs mündete die anschließende Gesprächsrunde in einen regen Austausch von Erfahrungen, kritischen Gedanken und Tipps rund ums Social-Media-Dasein.
Bericht: Katharina Link
Auszug des Interviews mit Alexander Straub
Frage: Wie hast du das mit dem Lebkuchen gemacht?
Alexander Straub: Gut! (alle lachen) Weil du es nicht rausgefunden hast. (lacht) Ein Zauberer verrät nie seine Tricks.
Frage: Wie lange dauert es, bis man so einen Trick lernt?
Alexander Straub: Das ist ganz unterschiedlich. Manche Tricks, grad so Kinderzaubertricks, packst du aus und die funktionieren von alleine. So Kartentricks, die eigentlich sehr banal sind, sind aber super schwer, weil sie sehr viel Fingerfertigkeit brauchen. Das dauert relativ lang. Wenn man die Basics draufhat, kann man aber darauf aufbauen. Wir haben aber jetzt zum Beispiel eine Illusion, an der haben wir drei Jahre gebaut, und wir sagen immer noch, so richtig fertig ist sie noch nicht.
Frage: Das Internet mit all seinen Kanälen ist ja etwas sehr Schnelllebiges. Ist es ein Unterschied, dass dein Erfolg auf etwas fußt, das du kannst, weil du gut zaubern kannst, im Gegensatz zu einfach trendy sein und etwas zu verkaufen?
Alexander Straub: Ja, Gott sei Dank! Wenn du nur dafür bekannt bist, dass du jeden Trend mitnimmst, dann hast du nichts, was du außerhalb machst. Viele Influencer, die irgendwann richtig groß waren, sind deshalb auch plötzlich von der Bildfläche verschwunden. Manche davon sind insolvent gegangen, obwohl sie zwei Millionen Abonnenten hatten. Viele wechseln auch in eine andere Branche, fangen zum Beispiel an, Musik zu machen. Alles ist allgemein viel schnelllebiger geworden, auch Musiker haben inzwischen extreme Probleme. Früher konnte man alle zwei Jahre ein Album rausbringen und damit auf Tour gehen, heute funktioniert das nicht mehr. Wenn du kein Stammpublikum hast, auf dem du aufbauen kannst, ist es schwierig. Viele Influencer kommen, nehmen den Hype mit, aber dadurch, dass alles so schnelllebig ist und sie kein Fundament haben, kommen direkt die nächsten. Wenn du es nicht schaffst, das ordentlich auszubauen, ist es tatsächlich in jeder Branche schwierig.
Auch viele Schauspieler haben es schwierig. Viele Schauspieler, die sehr, sehr gut sind, also studierte Schauspieler, werden nicht mehr genommen, stattdessen bekommt ein bekanntes Influencergesicht die Rolle, auch wenn er oder sie gar kein Schauspieler ist. Aber sie hat halt drei Millionen Follower. Man nimmt lieber so jemanden als jemanden, der das wirklich gelernt hat und viel Zeit investiert hat, auch diese Kunstform zu lernen. Das ist das nächste Problem, auch hier ist alles viel schnelllebiger geworden. Man sucht immer jemanden, der jetzt im Moment relevant ist, damit zwei, drei Leute mehr ins Kino kommen.
Frage: Im Umgang mit sozialen Medien macht man sich ja auch recht gläsern, man postet, wo man ist, was man macht, was auf dem Teller liegt usw. Ziehst du da eine Grenze und was ist dein Tipp im Umgang damit?
Alexander Straub: Das ist etwas schwierig, aber ich habe keine Lust einen Mehrwert aus meinem Privatleben zu ziehen. Es gibt ja viele, die Videos posten im Stil „Wer kennt mich besser, meine Mutter oder meine Freundin?“ Ich habe keinen Mehrwert davon, wenn ich mein Privatleben wie meinen Beziehungsstatus in die Öffentlichkeit ziehe, sondern eher nur Schaden. Ich bin da sehr vorsichtig. Ich weiß von Freunden, die haben Schufa-Einträge, weil Leute beispielsweise deren Adresse rausgefunden haben und auf deren Namen Sachen im Netz bestellt haben. Die bekamen dann die Rechnung, die Produkte gingen aber an eine andere Adresse.
Frage: Aber für uns ist das Leben eines Influencers halt einfach sehr faszinierend.
Alexander Straub: Man versucht ja, das, was man bei seinem Influencer sieht, nachzumachen. Man sieht, die Influencerin xy postet ihr Frühstück, postet, was sie anhat, „outfit of the day“ usw. Das Problem ist, das ist ja nicht echt, das ist ja ne Show. Klar, das ist ihr echtes Frühstück, aber es wird in Wirklichkeit nicht so gut aussehen. Eigentlich interessiert es niemanden, was sie anhat, aber die Marke interessiert es, denn wenn ihr auf das klickt, was sie trägt, habt ihr einen Rabattcode und kauft das Produkt. Das muss man schon im Hinterkopf haben, wenn man das Leben der Influencer so mitverfolgt und für sich richtig einordnen. Die Leute wollen euch nicht wirklich zeigen, was sie essen oder anhaben.
Frage: Gibt es etwas, das einem hilft, nicht anzuheben?
Alexander Straub: Ich bin hier in der Nähe geblieben, das erdet wahnsinnig. Das ist nicht wie in Stuttgart oder Köln. Letztens war ich bei der Gamescom, da ist dann richtig viel los, da sind wirklich alle Youtube-Fans und dann ist es viel auf einmal. Und dann kommst du wieder nach Hause, und dann ist wieder alles ganz normal, da hast du deine Familie wieder usw. So ein Umfeld ist wahnsinnig wichtig. Das ist auch bei den größten Prominenten so, die ich kenn, die sich langfristig gehalten haben.